"Am Ende, als das Baudenkmal saniert war, waren alle begeistert. Aber am Anfang gab es mehr Gegner des Projekts als Befürworter." Die Bevölkerung des Ubstadt-Weiherer Ortsteils Zeutern war zunächst gespalten. Das Firstständerhaus aus dem 16. Jahrhundert war baufällig geworden, der Gemeinderat stimmte den Abrissplänen eines Privatinvestors zu. In letzter Minute formierte sich eine Bürgerinitiative für den Erhalt des Gebäudes. Was folgte, ist eine wunderbare Geschichte, bei der viele Zeuterner, aber auch Weiherer und Stettfelder mit anpackten. Der Gemeinderat würdigte dieses Engagement schließlich, verwarf seinen eigenen Abrissbeschluss und stimmte der Sanierung zu. Das Firstständerhaus wurde mithilfe von Fördermitteln aufwändig restauriert. Spezialfirmen, beispielsweise für die komplizierten Holzbauarbeiten, kamen von weither.
Dieses Projekt nahm die Bürgerstiftung Karlsdorf-Neuthard am vergangenen Samstag bei ihrem diesjährigen Jahresausflug genau unter die Lupe. 20 Mitglieder reisten verantwortungsvoll mit der Bahn an und wurden in Zeutern von drei der "Machern" des Firstständerhauses in Empfang genommen. Wolfgang Stier stand in voller Montur eines Polizeidieners am Bahnsteig. Er führte die Gruppe aus Karlsdorf-Neuthard zunächst an interessante Orte und Gebäude des Kraichgauorts. "Am Pranger stehen" kann man heute auch noch. Was damit aber wörtlich und örtlich vor ein paar Jahrhunderten gemeint war, bekam Stefanie Otto zu spüren. Unsere zweite Vorsitzende wurde in der entsprechenden Nische des Rathauses angekettet wie früher jeder, der sich kleinere Verstöße gegen die öffentliche Ordnung zu schulden kommen ließ.
Über den beeindruckenden Ölberg neben der alten Kirche gelangten wir zum Firstständerhaus. Dort bekamen wir eine Führung aus erster Hand. Christian Mannek, 2. Vorsitzender des Heimatvereins, und Roland Pfenninger erläuterten die bauhistorischen Merkmale des Gebäudes. Besonders interessant war für uns, wie das Zeuterner Sanierungsprojekt organisiert war und wie es ablief. Wir erfuhren, dass die Gemeinde eine wichtige Rolle spielte und weiterhin spielt. Ihr gehört das Gebäude, sie kümmerte sich um die Einwerbung von Fördermitteln und beauftragte Architekt und Fachfirmen. Die Bürgerinitiative und der Heimatverein verpflichteten sich, Eigenleistungen zu übernehmen und so die Kosten zu senken.
Das Resultat der gemeinsamen Kraftanstrengungen sieht jedermann, der durch Zeutern durchfährt. Von Stettfeld kommend auf der rechten Seite der Hauptstraße steht das markante Baudenkmal. Wolfgang Stier, Christian Mannek und Roland Pfenninger machten uns richtig Mut. Sie motivierten uns, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und mit der Altenbürger Zehntscheuer einen wichtigen Teil unseres Kulturerbes in Karlsdorf-Neuthard zu retten und öffentlich zugänglich zu machen. Die drei Zeuterner haben uns am Ende außer den besten Wünschen für die Zehntscheuer sogar noch eine Spende überreicht – herzlichen Dank auch dafür!
Den geselligen Abschluss des Ausflugs machten wir im Woischlauch, einem urigen Restaurant mit Kellergewölbe. Gestärkt und mit vielen neuen Ideen machten wir uns schließlich wieder auf den Heimweg. Vielen Dank an alle mitgereiste Mitglieder, ganz besonders an Stefanie Otto, die den Ausflug organisiert hatte. Man darf gespannt sein, wo es nächstes Jahr hingeht!